Von Schwänen und Kellergeistern

Literarisches zum Abschluss der zweiten Kunst- und Kulturwochen „Schwantastisch“ - Pfeifende Schweine

Thurnau - von Ute Eschenbacher

[…] Die „Keller-Geister“, die manch einer vielleicht bei den gefragten Führungen am Abend durch die Gewölbekeller des Thurnauer Schlosses vermutet hätte, wurden vielmehr danach im Oberen Markt lebendig. Die Journalistin, Kurzgeschichten- und Krimiautorin Heike Schwandt aus Limmersdorf und der Würzburger Puppenspieler Thomas Glasmeyer gestalteten das unterhaltsame Programm in dem historischen Keller. Unverkennbar die Verankerung der Schreiberin im ländlichen Raum, der offenbar eine Fundgrube für originelle literarische Ideen ist. So handelt etwa „Die Wette“ von einem Misthaufen-Wettbewerb zweier Landjugenden. Welcher eine politische Dimension erhält, als ein Sturm Teile des Mistes auf das Dach des NPD-Kreisvorsitzenden weht. In „Vollbiologisch“ geht es um einen widerlichen Landwirt, der plötzlich in der Häckselanlage verschwindet. Zum Begriff „Umdumpler“, Gegenstand eines literarischen Wettbe werbs, ist Heike Schwandt ebenso einiges eingefallen: Sie stellte ihn kurzerhand in eine Linie mit dem schwäbischen Sauhund. Die unveröffentlichten Geschichten der Autorin, die zuletzt das Buch „Von Morden und Menschen“ herausbrachte, zeigen, wie produktiv sie weiterhin auf dem literarischen Feld ist.

Eine abwechslungsreiche Note verlieh Thomas Glasmeyer quasi als Einmanntheater dem Abend. Er spielte mit seinen Puppenhelden „Carmen“ und den „Sommernachtstraum“ nach und einen amerikanischen Underdog, trug szenisch einen Mafia-Krimi vor und sang zu guter Letzt noch als „Nachtgespenst“ und Lila-Rotlichtdame. Womit ihm das Publikum dann endgültig zu Füßen lag.

Seit 1991 ist Glasmeyer mit seinem mobilen Puppentheater unterwegs. Doch seine Begeisterung für das Theaterspielen und den Puppenbau reicht zurück bis in seine Gymnasialzeit, wie er verriet. Von seinen zahllosen Tischfiguren und Stabpuppen hatte er in Thumau zehn dabei, untergebracht in zwei großen Reisekoffern. Zu Hause besitzt er eine Werkstatt, in der er die Figuren aus Holz und Pappmaché herstellt, bemalt und Kostüme für sie schneidert. „Ich muss die Figuren, die ich spiele, auch bauen. Erst dann kann ich sie begreifen.“