Schwarze Magie in der Pegnitzer Stadtbücherei

Rezension von M. Hofmann

Ein Auge des Meisters blinkt schauerlich, die Raben ducken sich ängstlich auf Ihrer Stange, die Musik kündigt unheilvoll an, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Bei den Erwachsenen kommen Erinnerungen aus der Jugendzeit hoch, als sie den spannenden Kinderbuchklassiker von Ottfried Preussler „verschlungen“ haben. Dass sich die „Menschen ab 8 Jahren“ aber trotz schwarzer Magie nicht allzu sehr fürchten müssen, gelingt Thomas Glasmeyer mit seinen Figuren in der gelungenen Inszenierung von „Krabat der Hexenmeister“ nach der gleichnamigen sorbischen Sage, die als Grundlage für Preusslers Jugendbuch diente.

Krabat ist hier wie im Buch ein aufgeweckter junger Bursche, der aus finanzieller Not den kleinen Hof seiner Eltern verlässt, um sich als Lehrbursche zu verdingen. Doch das ist leichter gesagt als getan. So landet er schließlich in der Mühle im Koselbruch in Schwarzkollm. Dass der Müllermeister – ein unheimlicher Zeitgenosse – in Wirklichkeit ein grausamer Zauberer ist, hat Krabat schnell begriffen, und dass es nur ein Mittel gibt, ihn zu besiegen, nämlich die Kunst der Magie ebenso gut oder besser zu beherrschen als der Meister selbst, auch. Durch die Liebe einer Frau, in der Sage und im Stück ist dies die Mutter, kann er sich schließlich aus den Klauen des Müllers befreien. Wo das Buch endet, beginnt aber  die Geschichte des sorbischen Krabat erst richtig: Mit seinen Kenntnissen aus der Zaubermühle gelingt es Krabat auf schlitzohrige Art und Weise, seinen Eltern und sich ein Auskommen zu sichern. Dabei gerät er auch noch mal für kurze Zeit in die Gewalt des Müllermeisters. Schließlich aber landet er bei August dem Starken am Dresdener Hof, zieht mit ihm in die Türkenkriege und rettet ihm zweimal das Leben bis er seinen wohlverdienten Ruhestand auf einem stattlichen Anwesen in seiner Heimat einläutet und den Koraktor, das Zauberbuch, endgültig in einem Teich versenkt.

Was Thomas Glasmeyer aus diesem nicht ganz leichten Stoff auf die Bühne „zaubert“, ist keine schwarze Magie aber schier unglaublich! Eine Vielzahl von unterschiedlichen Figuren in zeit- und ortstypischen Gewandungen mit ausdrucksstarken Gesichtern, verschiedene Tiere mit beweglichen Gelenken (grandios: vier rosa Schweine, die ein Tänzchen auf der Bühne aufführen), diverse Stabpuppen, eine Mühle mit beweglichem Mühlrad (vorne) und Zauberstube (hinten), die Kutsche des sächsischen Kurfürsten, ein türkisches und ein sächsisches Armeezettel auf dem Schlachtfeld (letzteres in Form eine Schachbretts aufgebaut). Ja, überhaupt das Schachbrett: es steht horizontal, hat eine Öffnung, aus der Glasmeyer eine Drehscheibe zieht, die – in Bewegung gesetzt - auf der Vorderseite eine wilde Verfolgungsjagd Sachsen – Türken zeigt, auf der Rückseite das ganze umgekehrt. Liebevolle und kunstfertige Ausstattungsdetails, witzige Einfälle samt Knalleffekt mit Kerze und Knallpulver, eine gelungene Musikuntermalung und schließlich der „Großmeister“ selbst (Thomas Glasmeyer in der Rolle des alternden Krabats) sorgen für eine tollen Theaternachmittag, den die Kinder (nebst mehrerer Erwachsener) mit begeistertem Applaus und „Zugabe“-Rufen belohnen.

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